Ulrich Becker

Ein Bildarchiv zum Werk des Künstlers Ulrich Becker

Wir zahlen getrennt!

Jens Lehmann, Ulrich Becker, Installation

In den Räumen der Galerie Hanna Bekker vom Rath
21.05.2021 bis 04.06.2021

Die gemeinsame Installation ist Teil des Programms Hessen kulturell neu eröffnen und wird von der Hessischen Kulturstiftung gefördert

In der Installation, die Ulrich Becker und Jens Lehmann gemeinsam für die Räume der Galerie Hanna Bekker vom Rath schaffen, treffen die Bildsprachen zweier Künstler aufeinander, die seit langer Zeit in räumlicher und thematischer Nähe zueinander arbeiten. Exemplarisch werden zwei großformatige Arbeiten gegenüber gestellt. Becker und Lehmann gehen gemeinsam aus, aber sie zahlen getrennt.

Fotos Jens Lehmann

Malerei und gesellschaftspolitische Fragen
FRANKFURT „wir zahlen getrennt“: Jens Lehmann und Ulrich Becker in der Galerie Hanna Bekker vom Rath

Es war ein Fest. Zugegeben, als „Soft Opening“
eine eher intime Feier, ohne Wein
und ohne Eröffnungsrede und mit stets
bloß einer Handvoll sich vor der Kunst abwechselnden
Gästen. Und doch darf man
die erste Vernissage seit Monaten durchaus
ein Ereignis nennen. Nicht nur, weil
man endlich wieder Menschen traf, mit
denen man sich über das eben Gesehene
unterhalten mochte. Oder weil die beiden
Künstler da waren, die, wie so viele Kreative,
seltsam unsichtbar geworden sind im
Verlauf der Pandemie.
Vor allem ist „wir zahlen getrennt“, so
der Titel der eigens für diese Räume entwickelte
Ausstellung von Jens Lehmann
und Ulrich Becker, eine auch für die so traditionsreiche
wie experimentierfreudige
Galerie Frankfurter Galerie Hanna Bekker
vom Rath durchaus ungewöhnliche
Schau. Dabei sind beide, Becker wie Lehmann,
als einstige Meisterschüler Per Kirkebys
an der Städelschule gerade wie die
Galerie der Malerei verpflichtet; beide
auch arbeiten mit einem abstrahierenden,
hier konstruktiven, dort eher organisch
anmutenden, verhalten poppig zu
nennenden Formvokabular.
Zunächst entwickelt der 1966 in Heidelberg
geborene Becker seine kräftig den
Raum durchschüttelnden Formen in Rot
und Orange, in Grau und schlamm- oder
sandfarbenen Tönen vornehmlich am
Bildschirm. Auf Folien gedruckt und die
ganze Wand einnehmend, entsteht hier jedoch
ein Dialog auf Augenhöhe mit Lehmanns
den Raum wie mit dem Messer teilenden
Paravent. Formal schon insofern,
dass sich beide raumgreifenden Positionen
zueinander verhalten, sich mit Transparenz
und Dichte, Fläche und Raum beschäftigen,
freilich ohne sich in Formalismus
zu erschöpfen. Inhaltlich, indem die
Gegenwart der Malerei verhandelt wird.
Derweil bezieht sich der 1968 in Frankfurt
geborene Lehmann stets auch explizit
auf drängende gesellschaftspolitische
Fragen. Das galt schon für die gewaltigen,
dystopisch anmutenden Collagen früherer
Jahre, und für den „Dialog zwischen
Wirtschaftsliberalismus und neuer Volkstümlichkeit“,
wie die aktuelle, auf gläsernen
Paneelen realisierte Malerei staubtrocken
überschrieben ist, gilt es allemal. Dabei
geht es auch hier zunächst um Malerei.
Um Farbe und Farbauftrag, um Geste,
Fläche, Raum und Bild; ein Bild indes,
das, aufgefaltet im konkreten Raum, sich
immer wieder neu und anders präsentiert.
Und, Volkstümelei hin, Neoliberalismus
her, am Ende sieht es doch von jeder
Seite ziemlich lecker aus. schü.


DIE AUSSTELLUNG in der Galerie
Hanna Bekker vom Rath, Braubachstraße
12. bis 5. Juni dienstags
bis freitags von 12 bis 18,
samstags von 12 bis 15 Uhr.

Christoph Schütte in der FAZ vom 24.05.2021